4. September 2019
Lana, Schallerhof

Wie knüpft sich das Heimatgefühl an ein Land, das es nicht mehr gibt, das aber durch Krieg und Zerstörung immer noch in den Köpfen wütet, auch in denen der Generationen später? Melinda Nadj-Abonji, die in der Schweiz lebt, und Zoltán Danyj, der ungarischen Minderheit Serbiens zugehörig, kommen aus der Vojvodina, die vielen Volksgruppen Heimat ist, während Roberta Dapunt von einem dreisprachigen Land in den Bergen redet.

18.00 Uhr
Roberta Dapunt: Voce del verbo essere umano

18.30 Uhr
Melinda Nadj-Abonji: Niemandsland

20.00 Uhr
Zoltán Danyi: Der Kadaverräumer (Aus dem Ungarischen von Terézia Mora. Suhrkamp 2018)

Zum Thema der Literaturtage Lana 2019 haben drei Autorinnen einen Essay verfasst, den sie im Rahmen des Festivals vortragen. Roberta Dapunt, Dichterin aus dem ladinischen Gadertal, die auf Italienisch schreibt und am Morgen den Guten Tagmit bun débenennt, bezieht die Kraft ihrer Literatur aus einer Welt, die im zyklischen Leben eines bäuerlichen Kosmos wurzelt und in kruden und körperlichen, nicht weniger als in mystischen Bildern heraufbeschworen wird. Heimat lebt bei dieser Dichterin „in einem Innen, sie ist Teil des Bündels, das wir mit uns tragen.“ Wo ist das Innen außen?

Melinda Nadj-Abonji stammt aus der Vojvodina und kam als Kind ungarisch sprechender Jugoslawen in die Schweiz, die für die Familie immer eine Fremde blieb, während das Herkunftsland nach und nach zur Fremde wurde. „Die Frage nach der Heimat ist primär die Frage nach der individuellen Geschichte, also nach etwas Kleinem“, sagte die Autorin. In dem Text, den sie in Lana vorträgt, geht es um die Frage des Besitzes in Zusammenhang mit der heutigen Klimabewegung und dem Protest der Jugend, die sie mit der antiken Tragödie „Iphigenie in Aulis“ verknüpft.

Mit seinem Debütroman „Der Kadaverräumer“ holt Zoltán Danyi in einem rasanten Redestrom eine Vergangenheit zurück, die mit dem Ende des Krieges noch lange nicht aufhört und die ungarische Minderheit in Serbien auf ganz eigene Weise zeichnet.

Der Jugoslawienkrieg und sein Nachleben haben den Autor nie losgelassen – fast zwei Jahrzehnte lang scheiterte er an dem Versuch, eine monströse Realität einzufangen, die ihn selbst fast verschlungen hätte. Eines Tages ist der Ton da – ein Sound, der bezwingt. Ein Buch, gebaut wie ein komplexes Musikstück, dessen Schönheit Distanz und Berührung gewährt.

Ausgezeichnet mit dem renommierten Miklós-Mészöly-Preis, nominiert für den internationalen Literaturpreis 2019.

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