Geschichte

Der Verein der Bücherwürmer und „Literatur Lana“

1980 wurde in Lana der Verein der Bücherwürmer gegründet. Im Umkreis des Buchladens Lana von Paul Valtiner und Reinhold Staffler prägte eine fröhliche Frechheit den unregelmäßigen, aber mit Leidenschaft und Idealismus geleiteten Einsatz für Literatur, in dem Lesungen im Keller, in der Buchhandlung oder in Dorflokalen organisiert wurden. 

Eine wesentliche Kraft gewann der Verein, als er im alternativen Jugendkollektiv von Lana Begeisterte fand, allen voran Oswald Egger, Arnold Dall`O, Robert Huez und Pail Valtiner. Bald gewannen die Bücherwürmer ein prägendes Profil, das in der kulturellen Steppe der Provinz Aufbruch, Phantasie und Experiment bedeutete. Autorinnen und Autoren wie H.C. Artmann, Thomas Kling, Michael Donhauser, Felix Philipp Ingold, Oskar Pastior u.v.a. kamen ins Haus, vernetzten Literatur, Kunst und Wissenschaft zu einem wandelnden Projekt und scheuten es nicht, ins Unkonventionelle und Irritierende auszuscheren. In Lesungen, Reihen, Symposien, Ausstellungen und im sommerlichen Festival der Kulturtage Lana ließ sich der Unternehmungsgeist der Bücherwürmer nieder und stellte fortlaufend poetische Zusammenhänge her, die stets der Frage nach der Sprache auf der Spur waren. So wurde der Ort um den Dreh der Secession Lana zu einem „offenen Hof“ und „springenden Punkt“, wie Oswald Egger schrieb.

Dazu trug auch die Arbeit von Hermann Gummerer und Ludwig Paulmichl bei, die das Anliegen der literarischen Übersetzung vorantrieben und mit Peter Waterhouse Autoren wie Michael Hamburger oder Andrea Zanzotto nach Lana brachten.

Kulturtage Lana

Neben dem Festival der Kulturtage Lana wurde die Vergabe eines Lyrikpreises zu einem weiteren Aktionsfeld der Bücherwürmer. Der N.C. Kaser-Lyrikpreis, benannt nach dem früh verstorbenen Dichter N.C. Kaser, wurde 1988 zum ersten Mal vergeben und sollte auch im kulturpolitischen Sinn eine Lyrik küren, die jenseits großer, betrieblicher Aufmerksamkeiten stand. Die Künstler Paul Flora und Markus Vallazza trugen den Preis, mit dem sie auch seinen Namensgeber würdevoll ein Andenken setzen wollten.

Edition per procura

N.C. Kaser

Das literarische Tun von Lana fand nicht zuletzt im Publikationsprojekt der edition per procura einen weiteren Ausdruck. Waren die Veranstaltungen Treffpunkt von Dichter_innen, Wissenschafter_innen und Künstler_innen, so fanden sie eine Fortsetzung und Dokumentation in Bucherscheinungen wie etwa im Doppelband der Gesammelten Gedichte von Gennadij Ajgi, in „Die unsichtbaren Zeichnungen Stephane Mallarmes“ von Ernest Fraenkel und Schuldt oder im Band „Die Theorie des Gehens“ zu Honoré de Balzac von Thomas Schestag. Schließlich bündelte die Zeitschrift „Der Prokurist“, herausgegeben von Oswald Egger von 1989 bis 1998, die Idee und das sprachliche Erkunden von Lana. Es erschienen Nummern zum „Rhythmus“ (Hans Jost Frey) oder zur „Anschaulichkeit“ und Titel wie „Reise, Rimbeau, Reise“, „Knigge als Kant“ oder „Was Sprache ist:“ und „Was Sprache ist?“ bringen das Anliegen von Oswald Egger programmatisch zum Ausdruck.

Adligat

Alma Vallazza ergänzte von 2002 bis 2006 das hauseigene publizistische Unterfangen mit der Herausgabe der Reihe Abrasch als Projekt poetischer Übersetzung; vertreten waren darin etwas der Ungar Ottó Tolnai („Ich kritzelte das Akazienwäldchen in mein Heft“), die Rumänen Cristian Popescu („Die Familie Popescu“)  und Daniel Banulsecu („Schrumpeln wirst du eine exotische Frucht sein“), die Russinnen Olga Martynova und Jelena Schwarz („Rom liegt irgendwo in Russland“) oder Hendrik Jackson mit „brausende bulgen“ oder der Übersetzung „Poem vom Ende“ von Marina Zwetajewa.

Heute erscheinen in unregelmäßigen Abständen Nachlesen, die als Reihe „Adligat“ (hrg. von Christine Vescoli) thematische Schwerpunkte begleitet oder Beiträge von Autorinnen und Autoren sammelt, die in Lana Inhalte mit gestalten.

Archiv für Poesie

Schließlich dokumentiert auch das Archiv für Poesie eine Geschichte des Vereins. Es versammelt Veröffentlichungen von Autoren, die in Lana zu Gast waren, aber auch andere zeitgenössische Literatur abseits von Moden und Trends sowie Klassiker der Literatur, Philosophie, Poesie und Lexika. Zum Archiv gehört auch eine umfangreiche Sammlung von Audioaufnahmen, die sämtliche Lesungen von fast 40 Jahren als Tondokument aufbewahren.

Vielseitige Tätigkeit

Heute pflegt der Verein also die vielseitige Tätigkeit, die sich auf die Literaturtage Lana, die Vergabe des N.C. Kaserpreises, die Vergabe eines Literaturstipendiums, auf Lesungen, Symposien, Reihen und sporadische Publikationen verteilt. Mit einer reichen Geschichte, die an den Rändern des deutschsprachigen Raums nach wie vor die Ränder des Betriebs hütet, bemüht er sich um die Vermittlung und den Diskurs zeitgenössischer Literatur und folgt unbeirrt der intensiven, offenen und überraschenden Auseinandersetzung mit literarischem Sprechen.

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