26. August 2023
Schallerhof, Raffeingasse 2, Lana

Der Vormittag des zweiten Literaturtages Lana 2023 schaut nach dem Abend mit der belarussischen Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch in ein anderes Nachbarland der Ukraine, nämlich Polen, das die Spuren des 20. Jahrhunderts ebenso trägt wie die sowjetische Fremdherrschaft und die stets präsente Bedrohung Russlands.
Mit der Biografin Marta Kijowska widmet das Festival eine Hommage der verehrten Wislawa Szymborska, der Dichterin, die den Krieg überlebte und eine unerschöpfliche Welterfahrung durch Humor und Trauer bezeugte.
In den zwei Romanen des polnischen Schriftstellers Jakub Małecki, die die Literaturtage Lana präsentieren, taucht der in seinem Heimatland bekannte Schriftsteller aus der Gegenwart in die leidvolle Vergangenheit seines Landes hinab.

Samstag, 26. August 2023

11.00
Marta Kijowska: Nichts kommt zweimal vor. Wisława Szymborska. (Schöffling & Co. Verlag, 2023) Zum 100. Geburtstag der polnischen Dichterin.
Lesung und Gespräch
Moderation: Katrin Hillgruber

12.30
Jakub Małecki: Rost (Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Secession Verlag, 2019) und Saturnin (Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Secession Verlag, 2022)
Lesung und Gespräch
Moderation: Christian Ruzicska

16.00
Kateryna Mishchenko: Aus dem Nebel des Krieges (Suhrkamp Verlag, 2023)
Lesung und Gespräch
Moderation: Katharina Narbutovic

18.00
Karl Schlögel: Sprachlosigkeit in Zeiten des Krieges. Über die Ohnmacht der Rede.
Vortrag und Gespräch
Moderation: Olaf Kühl

20.00
Marcel Beyer: Die tonlosen Stimmen beim Anblick der Toten auf den Straßen von Butscha (Wallstein Verlag, 2023)
Lesung und Gespräch
Moderation: Ernest Wichner

©Jerzy Pirecki

Samstag, 26. August 2023

11.00 Uhr
Marta Kijowska: Nichts kommt zweimal vor. Wisława Szymborska (Schöffling & Co. Verlag, 2023)

Eine verehrte Dichterin voller Eleganz, verschlossen und öffentlichkeitsscheu. Eine zierliche Kettenraucherin mit einem Faible für Camping, für Ella Fitzgerald und Woody Allen, die Limericks sowie practical jokes liebte und unter Freunden aufblühte. Wer war Wisława Szymborska, die diese Facetten in sich vereinte und 1996 als Literaturnobelpreisträgerin auf einen Schlag weltberühmt wurde?
Die Biografin zeichnet ein Jahrhundert voller Verwerfungen von Krieg, Besatzung, kommunistischer Herrschaft und der anschließenden Herrschaft und der anschließenden Befreiungsbewegung der Solidarność nach und beschreibt, wie all das sich auf Szymborskas Arbeit und ihre Beziehungen auswirkt.
In Nichts kommt zweimal vor, dem ersten deutschsprachigen Portrait der Dichterin, bringt uns Marta Kijowska, die große Kennerin der polnischen Literatur, eine faszinierende Persönlichkeit näher, deren vielbeachtete Gedichte – mal verspielt und selbstironisch, mal bitter und tieftraurig – bis heute berühren.

Lesung und Gespräch
Moderation: Katrin Hillgruber

© Jürgen Bauer
©Tomasz Pluta

12.30
Jakub Małecki: Rost (Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Secession Verlag, 2019) und Saturnin (aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Secession Verlag, 2021)

In eindringlichen Bildern und rhythmisch strukturierten Schnitten beugt sich Jakub Małecki, der in Polen zu den anerkannten Autoren gehört, in beiden Romanen weit in die traumatische Geschichte seines Landes, das die Geister der Vergangenheit nicht loslässt und die Erfahrungen von Krieg und seinen Gräuel noch lange nicht begraben hat, vielmehr verschlungen und sprachlos weiter gibt. Anhand von bedrückenden, aber nie finsteren und aussichtslosen Familiengeschichten erzählt der Autor vom langen Schatten der Gewalt, den das 20. ins 21. Jahrhundert wirft.
Einmal ist es das Schicksal des siebenjährigen Szymek, der seine Eltern verliert und heranwachsend allmählich tief in die vergangene Welt einer Dorfgemeinschaft blickt.
Einmal ist es ein junger Handelsvertreter aus Warschau, der einen Anruf seiner Mutter erhält und daraufhin aufbricht, um seinen verschwundenen 96-jährigen Großvater zu suchen. Allemal kommen verdecktes Leid und die Unbill einer Wirklichkeit zum Vorschein, gegen die die Protagonisten mit aller Kraft antreten.

Lesung und Gespräch
Moderation: Christian Ruzicska

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