Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 als Sohn einer jüdischen, zum Protestantismus konvertierten Familie in Hamburg geboren. Wenige Monate vor dem Novemberpogrom wurde er zusammen mit seinem Bruder nach Frankreich verschickt und von 1939 bis 1945 in einem Waisenhaus in Megève versteckt. Den 18. Mai 1938 holt er immer wieder hervor: Es ist der Tag, als das Gesicht der Eltern hinter dem Zugfenster verschwindet; der Tag, als der Zug ihn und seinen großen Weidenkoffer unwiderruflich nach Frankreich bringt. Seit diesem Tag wurde aus dem, der nichts wusste über seinen Ursprung, ein Grenzgänger, ein ewig Reisender zwischen zwei Sprachen, zwei Kulturen. Abgeschottet und einsam wie er ist, wurden Leben und Literatur für ihn sehr bald eines.
Im Frühjahr 2012 erschien im S. Fisher Verlag die Erzählung „Ein Wiederkommen“. Sie gibt die Erfahrung des unwiederbringlichen Verlusts von Heimat, die Erfahrung von Überleben, von Vertreibung und Exil beeindruckend gelöscht wieder und enthält Sätze, die, wie Herta Müller schreibt, „ins Unerlaubte funkeln“ und zwar so, „dass einem das Herz in den Kopf pocht“.
Georges-Arthur Goldschmidt lebt heute als Schriftsteller und Übersetzer in Paris. Für seine Bücher wurde er u. a. mit dem Bremer Literaturpreis, dem Nelly-Sachs-Preis und dem Joseph-Breitbach-Preis ausgezeichnet. Zuletzt sind von ihm ›Freud wartet auf das Wort‹, ›Die Befreiung‹ und ›Meistens wohnt der den man sucht nebenan. Kafka lesen‹ erschienen.