06. Mai 2011

„Was hier oder da in Frage steht, ist ein Ende, ob also das Fabulieren je ein Ende nehmen oder zu einem Ende finden könne – doch ob genommen oder gefunden, das Ende bleibt fraglich, da ein Anfang gemacht wurde mit jenem Anfang, von dem die Ursprungsmythen handeln – indem sie so handelten, setzten sie in Gang, was so leicht durch kein Machtwort oder Sterbenswort für beendet erklärt werden kann – dem erklärten Anfang steht kein ebenso erklärbares Ende gegenüber, so oft auch die Rede vom Ende der Tage sein mag – denn auch jene Rede ist Teil der Erzählung, welche mit der Erschaffung des Tages begann, und so scheint die Frage nach dem Ende vergeblich gestellt – und doch suchte und sucht die Kunst nach einer Reinheit der Darstellung, welche auf alles Erzählende verzichtet oder es auflöst in nichts als Ausdruck – denn es ist, was nicht von diesem Streben durchdrungen ist, zu mitteilsam oder geschwätzig – im Papperlapapp aber lebt wie in der Pappel jenes Rauschen, das Klage sein mag, das allerdings kein Ende kennt – denn es endet auch dort nicht, wo die Reinheit der Sprache das Sprechen unterbrechen will oder das Gesprochene, das Wort, das erzählt von der Sprache in der Sprache: vom Ende im Enden.“ (Michael Donhauser)

Den Abschluss der Veranstaltung bildet eine besondere Aufführung des arrivierten und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Tanztheaters Kabinett ad Co. um Paul Wenninger. In der Inszenierung „47 Items – Ingeborg & Armin“ folgt die Tanzgruppe einer Textvorlage des Lyrikers Michael Donhauser und erhebt darin die Koordination als Methode der Raumerzeugung. Sie geschieht parallel zur szenischen Handlung anhand von Produkten aus dem Supermarkt, das heißt: die Produkte aus den Regalen sind sowohl szenisches Referenzmaterial als auch Baustoff für den Raum und erzählen so die Handlung. Der Text wird also nicht als Wortsprache realisiert, sondern durch das Zusammenwirken von Objekten in einen raumzeitlichen Ablauf übersetzt. Der stilisierte Supermarkt ist dabei gleichermaßen fertig inszenierte Umgebung wie Objektlager.

Der Text selber überträgt den Mythos von einem alten Paar, das zwei Göttern vorbehaltlos Gast freundschaft gewährt, in die Welt einer Imbissbude mit Gartenwirtschaft.
Er erzählt von dem Wunsch, der den beiden Alten freigegeben wird, von einem Anbau sowie einem Dahlienbeet, von einem Gehil fen und dem Erinnern, das seinen Anlass über die Jahre vergisst.

Die musikalische Umsetzung der imaginären Geschichte zeigt eine Vergänglichkeit, die sich im Klang der Trompete manifestiert und dabei Reales, Erfundenes und Göttliches in eins setzt. Die auf einer Metaebene operierende Musik folgt den Spuren, welche die Ereignisse beschreiben und die dramaturgischen Elemente verbindet. Klingende Produkte setzen die Töne der Trompete in den nöti gen akustischen Referenzraum aus dem alles kommt und in dem alles wieder verschwindet: Weißes Rauschen.

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