12. Dezember 2012
Vigiljoch, Lana

In seiner 12. Ausgabe kommt der N. C. Kaser Lyrikpreis auf Vorschlag von Oevind Rimbereid dem Schotten Tom Leonard zu.

Von den Gedichten Tom Leonards gab es bisher keine deutsche Version. Mit dem 12. N. C. Kaser-Lyrikpreis wurden sie zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt: Ulf Stolterfoht legt sie im Hochdeutschen vor und Joseph Oberhollenzer transportiert die im Dialekt von Glasgow geschriebenen Gedichte so in den Töldra-Dialekt, dass sie in einer melodiösen und rhythmischen Strenge eine Kraft voll poetisch reduktiver Wehmut entwickeln.

Tom Leonard

 

The Good Thief
heh jimmy
yawright ih
stull wayiz urryi
ih

heh jimmy
ma right insane yirra pape
ma right insane yirwanny us jimmy
see it nyir eyes
wanny uz

heh

heh jimmy
lookslik wirgonny miss thi gemm
gonny miss thi GEMM jimmy
nearly three a cloke thinoo

dork init
good jobe theyve gote the lights

Der gute Dieb
hör mal jimmy
alles im lack oder was
immer noch bei uns im team
was

hör mal jimmy
stimmt doch du bist so ne art obermufti
stimmt doch du bist einer von uns jimmy
sehs dir doch an den augen an
du bist einer von uns

hör mal

hör mal jimmy
sieht aus als hätten wirs verkackt
als hätten wirs VERKACKT jimmy

kein bißchen dunkel
na prima die beleuchten uns
(Aus dem Schottischen von Ulf Stolterfoht)

Do güite wos stiilt
Hoi jouggl
isch olls in öüonung wö
Pische nö ollwa pa inns

Hoi jouggl
honni recht wenni soug dasde a pobbis pisch
honni recht wenni soug dasde oado fa inns pisch jouggl
In dai augn dosichis jou
oado fa inns

Hoi

Hoi jouggl
es schaugg aus aswennwo s spiil fosaumattn
s spiil fosaumattn jouggl
ginau izz fellig um drai

Nocht isch nö net
a güita orbat jou liechto
hownse wö
(Ins Teldraische von Josef Oberhollenzer)

Fathers and Sons
I remember being ashamed of my father
when he whispered the words out loud
reading the newspaper.

“Don’t you find
the use of phonetic urban dialect
rather constrictive?”
asks a member of the audience.

The poetry reading is over.
I will go home to my children.

Väter und Söhne

Ich kann mich gut erinnern wie sehr ich mich für meinen Vater schämte.
Er las die Tageszeitung
und flüsterte dabei die Wörter mit.

„Erscheint Ihnen nicht auch
der Gebrauch eines städtischen Dialekts ohne echte Notation
manchmal ein bißchen beengend?“
will jemand aus dem Publikum wissen.

Die Lyriklesung ist zuende.
Ich geh jetzt heim zu meinen Kindern.
(Aus dem Schottischen von Ulf Stolterfoht)

A Summers Day
yir eyes ur
eh
a mean yir

pirrit this wey
ah a thingk yir
byewtifl like ehm

fact
fact a thingk yir
ach a luvyi thahts

thahts
jist thi wey it iz like
thahts ehm
aw ther iz ti say

A tog in summo
Dai augn san
hoi
di dain daina

Sougwo asöü
öppa di dain dainiga
söfl schije aswi

Wou isch
wou sicho öppa di dain
ach giagn honnidi dos

Dos
asöü aswis isch öppa aswi
dos Se
isch olls wos zi sougn isch
(Ins Teldraische von Josef Oberhollenzer)

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