Oswald Egger

Aus »Diskrete Stetigkeit. Poesie und Mathematik«

Gegenstände, die es nicht gab, oder die in meiner Erfahrung
nicht vorkommen konnten, und die trotzdem bestimmte Ei-
genschaften hatten, lediglich nur nicht existierten, Dinge der
Unmöglichkeit, oder Dinge, die es erst geben mochte, da – also
indem und während – ich sie beobachtete … Wie durch offene
Türen, die ins noch immer Offenere führten und Zugänge zu
Landschaften, zu Gegenden ohne Gegenstand ermöglichten, ja,
aber ohne Rede und Realität weder
zu vertauschen noch zu vertuschen. Was kann unmöglich sein?
Eine »Welt in der Welt« (welche
Hölderlin proklamiert), in welcher »goldene Berge« zu finden
sind, und »runde Vierecke« rollen, Münzen, die selbanderm
Schlag klingen (unzweiseitig, ohne Prägrand und Scharte), und
wo Worte, wie Blumen, entstehen konnten, aufgehen und ver-
gehen, – plötzliche, sofort wieder zerfallende, geborgene Bedeu-
tungen, die es – in Wahrheit – ja zwar gab, die – in Wirklichkeit
– aber nicht existierten.
Was es nicht gibt. Nichts, das es nicht gibt, war in Wirklich-
keit, und nichts, das ist, in Wahrheit? Der
Abstand zwischen Rede und Realität bleibt eigentlich ein Zu-
stand, der aber geraum wirkt und selbstredend erscheint (und
ununterbrochen), wenn, was Etwas ist, nichtverschränkt viel-
leicht in sich ununterredend versagt, unvordenklich bleibt? Un-
terscheidungen, die nicht entschieden, ob etwas überhaupt exi-
stierte oder nur existierend ist, zeigen sich nämlich ähnlich
folgenreich wie die Frage, warum etwas überhaupt existierte und
nicht vielmehr nichts. Ich dachte: »wie der Wald« (denn er liebte
es sichtlich, sich zu verstecken). War die Erinnerung der Blätter
an den Baum so gleich und gleich z.B. wie die Feststellung »es
schneit« eben eine andere sein mochte als jene »es schneit nicht«?

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