Bettina Balàka

 

Simone verachtet ihre Schwieger-Großmutter – eine Frau, die davon träumt, Adolf Hitler im Jenseits endlich einmal die Hand zu schütteln, und die Simone, der Enkelin eines Widerstandskämpfers, ihre „nicht-arische Physiognomie“ vorwirft. Aber was tun, wenn diese verhasste Ewiggestrige einem am Totenbett ihre Villa vermacht, ein prächtiges Haus mit großem Garten, ideal für eine junge Familie – mit dem einzigen Haken, dass es sich dabei um „arisierten“ Besitz handelt? In der Theorie ist es ja leicht, das Richtige zu tun und die korrekten Einstellungen zu vertreten – aber wenn die Wirklichkeit ihre Fallstricke auslegt, sehen die Dinge schon ganz anders aus …

Bettina Balàka erzählt von kleinen Helden und großen Feiglingen, von scheinbarer Freiheit und vermeintlichen Fesseln – und von der absurden Logik der Geschichte.

Gewissensqualen oder auch nur -blähungen, Mut oder ideologische Blindheit – Bettina Balàkas Geschichten umkreisen solche Konflikte unvergleichlich scharfsinnig und dabei ironisch. Geschickt halten sie die Balance zwischen Verständnis für und Abneigung gegen Konformisten wie Überzeugungstäter. Wie viele Verbrechen werden begangen, weil jemand das Kollektiv – und damit das Recht – auf seiner Seite wähnt? Wann stemmt sich der Einzelne mit seinen Überzeugungen gegen die Mehrheit – wenn er es denn überhaupt tut? Und wie viel darf man noch mitmachen, um am Schluss sagen zu können, man sei nicht dabei gewesen? Sicherlich würde alle Tätergestalten in diesem Buch über sich sagen, was der Nazimitläufer Herr Karl über sich zu sagen pflegte: «Man ist ja kein Unmensch!» (NZZ, 27.05.2010)

 

 

 

 

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