19. Oktober 2011

ZUR BÜCHERVERBRENNUNG 1933 – 2011
„Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann und Erich Kästner… von Marx und Siegmund Freud … von Erich Maria Remarque und Tucholsky …“ Am 10. Mai 1933 ließ Propagandaminister Goebbels zur ersten „Säuberung“ des deutschen Geisteslebens an verschiedenen Orten ca. 25.000 Bücher sog. missliebiger – jüdischer, republikanischer, „linker“, „undeutscher“ – AutorInnen verbrennen. Begleitet von „Feuersprüchen“ wurden die Werke ins Feuer geworfen. Die Scheiterhaufen, die in Berlin, München und anderen deutschen Hochschulstädten brannten, wurden errichtet von Studenten, Professoren und Organen der Nationalsozialisten. Der Name des bereits geflüchteten bayerischen Schriftstellers Oskar Maria Graf (1894 – 1967) war nicht darunter. Er wurde von den Nationalsozialisten auf die Liste für empfehlenswerte und ideologisch korrekte Literatur gesetzt.

Am 12. Mai 1933 schrieb Oskar Maria Graf darauf hin in der Arbeiter-Zeitung:
„Das dritte Reich hat fast das ganze deutsche Schrifttum von Bedeutung ausgestoßen, hat sich losgesagt von der wirklichen deutschen Dichtung, hat die größte Zahl ihrer wesentlichsten Schriftsteller ins Exil gejagt und das Erscheinen ihrer Werke in Deutschland unmöglich gemacht. Die Ahnungslosigkeit einiger wichtigtuerischer Konjunkturschreiber und der hemmungslose Vandalismus der augenblicklich herrschenden Gewalthaber versuchen all das, was von unserer Dichtung und Kunst Weltgeltung hat, auszurotten, und den Begriff „deutsch“ durch engstirnigsten Nationalismus zu ersetzen. Ein Nationalismus, auf dessen Eingebung selbst die geringste freiheitliche Regung unterdrückt wird, ein Nationalismus, auf dessen Befehl alle meine aufrechten sozialistischen Genossen verfolgt, eingekerkert, gefoltert, ermordet oder aus Verzweiflung in den Freitod getrieben werden! Und die Vertreter dieses barbarischen Nationalismus, der mit Deutschsein nichts, aber auch schon gar nichts zu tun hat, unterstehen sich, mich als einen ihrer „Geistigen“ zu beanspruchen, mich auf ihre sogenannte weiße Liste zu setzen, die vor dem Weltgewissen nur eine schwarze Liste sein kann! Diese Unehre habe ich nicht verdient! Nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, daß meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen! Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein, wie eure Schmach!“

 

ZUM PROGRAMM
Der Münchner Komponist, Regisseur und Solodarsteller Anton Prestele spannt in seinem Programm einen szenisch-musikalischen Bogen mit autobiographischen Texten Grafs von dessen Anfängen bis zu seinem unausweichlichen Gang ins Exil. Nachspüren kann man in diesen Texten den aufkeimenden Faschismus in Deutschland und – vor allem in den Kriegserlebnissen Grafs – dessen vehementen und immer mutiger geführter Protestkampf.

Trotz der konfrontativen und spannungsgeladenen Atmosphäre entbehrt der Soloabend aber keineswegs komödiantische und heitere Passagen eines dickköpfigen und lebensbejahenden Oskar Maria Graf, den Anton Prestele in seiner Darstellungsweise, die weit über einen üblichen Leseabend hinausgeht, regelrecht zu „verkörpern“ sucht.

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