7. April 2014
Lungomare, Bozen
Eine Dichtung wie eine Droge auf das Urteilsvermögen des Lesers.
Eugenio Montale

Andrea Zanzotto ist einer der großen Erneuerer der Lyrik im 20. Jahrhundert. Sein Werk ist, bei aller Radikalität, tief in der italienischen Tradition verwurzelt. Er war Freund der prägenden Künstler der italienischen Nachkriegszeit, wie Pasolini, Montale oder Luzi; er verfasste Gedichte und Libretti für Federico Fellinis Filme Casanova und Das Schiff der Träume.

„Dorfspiel“ enthält früheste Gedichte, einige wenige aus der mittleren Periode und Gedichte aus dem letzten Band Conglomerati und vereint alle zentralen Themen und Leitmotive des umfangreichen Lebenswerkes: die Befragung der Geschichte, die Zerstörung der venetischen Landschaft vom Ersten Weltkrieg bis heute, die Betrachtung der Landschaft mit ihrem Dahinter. Vergessene Personen tauchen auf, Erinnerungen an die Kindheit, den Krieg, das Handwerk, Landschaften, Gedichte in verschiedenen Sprachformen – Hochsprache, Dialekt, vorsprachliches Gestammel.

 

Der Gedichtband Dorfspiel von Andrea Zanzotto wurde von der Darmstädter Jury zum Buch des Monats im April 2014 gewählt. „Andrea Zanzotto, der 2011 starb, ist der Dichter einer Gegend, des Veneto, und einer politischen Haltung, des Widerstands gegen den Faschismus. Der 25. April spielt in den hier gesammelten Gedichten eine große Rolle, das Datum, an dem für Italien der 2. Weltkrieg endete. In Zanzottos Gedichten reiben sich die kleinen Realien an der großen Realität.“ Darmstädter Jury Buch des Monats (Peter Härtling)

In Lesungen und Gesprächen stellen Donatella Capaldi, Peter Waterhouse und Ludwig Paulmichl den Gedichtband vor, Filmausschnitte begleiten den Abend.

 

Tu sei, mi trascura

Tu sei: mi trascura
e tutto brividi mi lascia la stagione;
fragole a boschi e pomi a perdizione
nelle miriadi delle piogge

La pura estate consumata
dai grandi venti
illuminata dall`amore

e tutta un`altra fioritura
che non significa e non pesa
e questo pomeriggio improvvisato
perché da te mi possa congedare

Con te verde ora
di caligini e raggi
mi salvi, io vedo ancora
tra accecanti ricchezze.

 

 

Andrea Zanzotto
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